In uno dei più importanti quotidiani tedeschi, Süddeutsche Zeitung, è apparso il 29 settembre un articolo sulla Garfagnana: "Garfagnana, il lato selvaggio della Toscana".
Parla del Podere Concori di Gabriele Da Prato, del Caseificio Marovelli e della Bosa di Careggine.
Buona lettura!
Die Garfagnana-Region in Italien drohte zu veröden. Jetzt werden dort wieder die höchsten Weinberge der Toskana bewirtschaftet. Und stolze Bauern wagen überraschende Experimente.
Wer Gabriele da Prato besuchen will, sollte ein erstklassiges Navi besitzen und abseitige Wege nicht scheuen. Die Podere Còncori, in der er einen der besten Pinot Nero des Landes keltert, erreicht man über eine steile, durch einen Wald führende Straße, die mangels anderer Häuser den Namen des Weinguts trägt. Nach wenigen Kilometern öffnet sich eine Lichtung und gibt den Blick frei auf ein von Granatapfelbäumen flankiertes Gebäude, einen Weingarten und das klare Wasser des Serchio, der die Garfagnana hinab seinen Weg nach Lucca nimmt.
"Als wir hier oben begannen, gab es im ganzen Tal keine Winzer mehr." Gabriele da Prato, angegraut, doch drahtig und voller Energie, unterbricht sich kurz, zupft ein paar Beeren von einem Traubengerüst, dann geht sein Blick wieder zurück ins Jahr 1999. "Es gab keine Erinnerung an die einst höchsten Weingärten der Toskana. Keinen Wein, der die Geschichte seines Bodens nacherzählen konnte und in dem man das Wetter eines Jahres wiederfinden hätte können."
Angestachelt von Luigi Veronelli, einer Legende des italienischen Weinbaus, beschloss er, auf dem Hof seines Vaters neben ein paar alte Rebstöcke neue zu setzen und damit der Garfagnana ein Stück ihrer Identität zurückzugeben. Die Region war zwar nie Kernland der Weinkultur, Gabriele da Prato aber wollte trotzdem zeigen, dass man auch mit wenig Mitteln eine große Idee verwirklichen kann. Dafür ging er, wie so viele seiner Landsleute vor ihm, erst einmal weg. Als er zurückkam, hatte er Pinot Noir, Chenin Blanc und Syrah im Gepäck und die Erfahrungen einer Lehrzeit, die ihn von der Rhone über das Burgund bis an die Loire geführt hatte.
Das Experiment, französische Sorten in seine Böden zu pflanzen, verband er mit einem traditionellen Ansatz: Gabriele da Prato ist ständig in Kontakt mit seinen Reben, er wirtschaftet biodynamisch. Im Wein soll das Territorium erfahrbar werden - die dichten Wälder und kalten Winter der Garfagnana, die Bergwinde, die den Serchio durch die Schluchten begleiten und sich nur langsam mit den Meereswinden aus dem Süden vermischen.
Authentizität ist gefragt
Gabrieles Wiederbelebung des Weinbaus folgte eine Handvoll anderer Projekte, die sich mit der kulinarischen Vergangenheit der Garfagnana befassen. Waren es zunächst vor allem kleinere Produzenten, die Initiativen starteten, so haben im Laufe der vergangenen Jahre auch die Gemeinden selbst Verantwortung übernommen. Die "Rete del Gusto" - eine Plattform zu den traditionellen Produkten der Regionen um Lucca - öffnet Wege zu den entlegensten Bauernhöfen der Garfagnana, die sich immer öfter fast vergessener Produkte annehmen. Feste, die einzig den Kastanien, dem Pecorino oder der Biroldo, einer kompromisslos angefertigten Blutwurst, gewidmet sind, ziehen zunehmend Besucher aus dem Rest der Toskana an. Authentizität ist gefragt.
Auch bei Gabriele da Prato. Dem einstigen Trend, gewichtige Weine zu keltern, setzte er Versionen entgegen, die erdig und lebendig sind - animierende, das kühle Klima der Garfagnana widerspiegelnde Weine, wie sie ihre Bewohner auch aus alten Zeiten kannten, als man noch gemeinsam in den Osterien hockte und sich über die Geschehnisse in den Dörfern austauschte.
Und zu besprechen gab es immer viel. Jenseits der alltäglichen Geschichten rund um vorbeiziehende Hagelwolken, fallende Dinkelpreise und erfolgreiche Cousins in Chicago und Buenos Aires stritten sich auch immer wieder die Autoritäten von Lucca, Modena und Florenz um die Pfründe eines Landstrichs, der neben Wald und Wildschweinen vor allem Schafe und eigenbrötlerische Bewohner zu bieten hatte.
Ein paar Kilometer weiter im Norden, im Zentrum von Castelnuovo, dem ökonomischen Herzen der Region, verkauft Romina Marovelli in einem kleinen Laden in der Via Farini selbstgemachten Käse. An der Tür hängt ein Plakat mit dem Profil von Cristoforo di Messisbugo, des Zeremonienmeisters der Fürsten von Modena und genialsten Kochs der Renaissance. Die Vorbilder sind also groß, die Referenzen an die Vergangenheit ebenso.
"Die Garfagnana war seit jeher ein Land der Hirten. Und ein Land der Ziegen", sagt Romina Marovelli. Garfagnina heißt die einheimische Rasse, sie ist angepasst an das Leben in dieser Region. "Einmal im Jahr, am 1. September, verkauften die Hirten ihren Käse in Castelnuovo und zogen sich danach wieder in die Schluchten und Berge zurück." Doch mit den Hirten, die immer öfter in die Industrien der Ebene abwanderten, verschwanden auch die Ziegen. "Als dann nur noch 40 übrig waren, zogen wir die Reißleine und entwickelten ein Programm zur Rettung der Garfagnina."
Romina Marovelli hat klare Ideen und Prinzipien, die sie in den letzten Jahren zu einem profunden Sprachrohr der Garfagnana gemacht haben. Sie bereist mit ihren Kreationen das ganze Land, hält Seminare und rückt dabei stets ihre Gegend in den Mittelpunkt. Ihr Handwerk versteht sie auch als Kulturauftrag: Die Milch kommt nur von Kleinbauern aus den umliegenden Dörfern.
Rezepte der Vergangenheit als Hoffnung für die Zukunft
Experimenten steht Romina Marovelli ähnlich aufgeschlossen gegenüber wie der Weinbauer da Prato, wobei sie stets in lokalen Dimensionen denkt. Sie veredelt den Käse mit Kastanienblättern, Honig, Traubentrestern und Kräutern aus der Region und ackert sich auf der Suche nach alten Rezepten und neuen Ideen durch die historische Käseliteratur. So kreiert sie auch immer wieder Variationen, die der Garfagnana nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft geben.
Das jüngste der vielen Projekte, die der Garfagnana wieder neues Leben einhauchen, ist in Bosa di Careggine zu finden, auf knapp 900 Metern Höhe. Es ist ein Ort, in dem die Kirchenglocken noch nicht vergeblich läuten, die Metzger noch selber schlachten und Frauen Kopftücher tragen. Hier haben Gian Luca Guidi und zwei Freunde vor drei Jahren die Maestà della Formica ins Leben gerufen, ein ambitioniertes Projekt, das sich traditioneller Formen der Landwirtschaft bedient und den Ertrag experimentell verarbeitet. Auf einem Plateau unterhalb des Dorfes, eingerahmt von den schroffen, sich vom restlichen Apennin abhebenden Bergen der Apuanischen Alpen, arbeiten die drei mit den natürlichen Ressourcen der Alta Garfagnana.
"Wir pflanzen wieder Apfelsorten an, die oft nur noch in der Erinnerung der alten Dorfbewohner existieren, verarbeiten Kräuter, Wurzeln und Blüten und loten das Potenzial der Wälder aus", erzählt Gian Luca Guidi. Ein Spaziergang mit ihm über die Wiesen der Maestà ist ein augenöffnendes und sensorisches Erlebnis: Alle zwei, drei Meter bleibt er stehen, zupft Blüten von Stängeln oder gräbt eine Wurzel aus und reicht sie zum Probieren weiter. Namen wie Knoblauchrauken, Portulak, Butzenklette und Eberwurzen schwirren durch die Luft und dringen ins Bewusstsein. In näherer Zukunft will er Workshops und kulinarische Touren durch die Pflanzenwelt der Garfagnana anbieten.
Strohblumen in der Marmelade, Löwenzahnkapern zum Käse
Die Maestà della Formica ist Teil einer Geopark-Farm, die nachhaltigen Tourismus fördert. Gearbeitet wird hier mit wissenschaftlichem Anspruch: Die Mitarbeiter durchforsten die Dörfer nach alten, einheimischen Obstsorten. Gleichzeitig wird untersucht, wie sich die klimatischen Bedingungen geändert haben, welche Pflanzen Zukunft haben. Der Geopark entwirft Wanderwege durch historische Kulturlandschaften, die immer wieder von steil abfallenden Felsen und dichten Wäldern durchbrochen werden. Ein kleines Museum gibt Auskunft über die Geschichte der Umgebung.
Direkt unter den Ausstellungsräumen türmen sich neben einem Druckkochtopf Gläser mit Garfagnana-Kimchi und Löwenzahnkapern. Hier wird eingekocht und fermentiert und zwar so originell und auf einem derart hohen Niveau, dass nicht nur Romina Marovelli ihren Käse damit verfeinert, sondern Küchenchefs mit Michelinstern anklopfen und nach Heu-, Tannenzapfen- und Schwarzkohlsirup fragen. Manch einer hat sich hier schon den Kofferraum vollgeladen mit Pfirsichmarmelade mit Strohblumen oder Brombeerengelee mit Lakritze.
"Wir kombinieren Tradition mit Fantasie", sagt Gian Luca Guidi. Und dazu gehört auch, gelegentlich etwas Ungewöhnliches auszuprobieren. "Wir haben dort oben Riesling ausgepflanzt", sagt Gian Luca Guidi und zeigt auf einen Hang in der Ferne, nicht unweit des einzigen Skilifts der Region. Riesling in der Garfagnana? Da sind sie die Einzigen hier. Die Weingärten liegen auf 1080 Meter, sie sind mit Abstand die höchsten der Toskana. Mangels geeigneter Edelreiser sind die drei Freunde dafür nach Deutschland aufgebrochen, haben sich mit Gabriele da Prato ausgetauscht und dann einfach losgelegt.
Auf das Resultat muss man allerdings noch warten. "Bis wir die ersten Trauben lesen können, wird es wohl 2018 werden", schätzt Guidi. Aber nach Jahrzehnten völligen Stillstands in der Garfagnana ist das eine überschaubare Zeitspanne.
Fonte: Süddeutsche Zeitung
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